Nimmt man die Europa League endlich Ernst? – die Bilanz der deutschen Teilnehmer

Veröffentlicht von NikitaM am

Es heißt immer, dass die deutschen Vertreter die Europa League nicht Ernst nehmen. Anhand des Abschneidens der letzten Jahre kann man darin auch etwas Wahres sehen. 2009 gab es mit Bremen den letzten deutschen Finalisten, 2019 kam Eintracht Frankfurt sehr überraschend bis ins Halbfinale. Auch in dieser Saison schien sich dieser Verdacht zu bestätigen, als Wolfsburg schon in den Playoffs an AEK Athen scheiterte. Doch zwei Vertreter aus der Bundesliga haben es doch in die Gruppenphase der Europa League geschafft und wir werden auch beide nach dem Jahreswechsel weiterhin in diesem Wettbewerb sehen. Schauen wir doch mal wie sich die Teams geschlagen haben.

Bayer Leverkusen – Trotz Personalnot überzeugend in die nächste Runde

Auf dem Papier galt Leverkusen in dieser Gruppe als klarer Favorit. Der Viertelfinalist des letzten Jahres traf dabei auf den französischen Vertreter OGC Nizza, Slavia Prag aus Tschechien und Hapoel Beer Sheva aus Israel . Am ersten Spieltag der Gruppe kam es auch zum Duell gegen Nizza, der vermeintlich schwerste Gegner in der Gruppe. Auch weil die Werkself einen sehr dünnen Kader hat, konnte Peter Bosz dabei im Vergleich zur Bundesliga kaum rotieren und musste also mit Bestbesetzung antreten. Nizza wurde dabei aus der BayArena geschossen, am Ende hieß es 6:2 mit fünf verschiedenen Torschützen. Die erste Auswärtsaufgabe in Prag wurde dann zum einzigen Stolperer der Leverkusener auf dem Weg zum Gruppensieg. Slavia gewann in einem knappen Spiel letztendlich mit 1:0, wobei Leverkusen nach einer frühen roten Karte von Bellarabi früh in Unterzahl gerieten. Hradecky konnte mit einem parierten Elfmeter die Niederlage nicht verhindern.

Die beiden Aufgaben gegen den israelischen Vertreter aus Beer Sheva nahm Leverkusen mit Bravour an. In Israel gewann man, bei einem zwischenzeitlichen 1:2 Rückstand, mit 4:2, wobei Leon Bailey mit einem Doppelpack zum Matchwinner wurde. In Leverkusen erzielte die Bayer-Elf erneut vier Tore, kassierte dabei aber nur eins. Wieder war Bailey mit einem Tor daran beteiligt, dazu traf Patrick Schick in diesem Spiel das erste Mal für Leverkusen. Damit war das Weiterkommen kaum noch zu nehmen, im Rückspiel gegen Nizza hätte ein Punkt dafür gereicht. Das Spiel entwickelte sich zum Schlagabtausch, zwei Mal ging Leverkusen in Führung, zwei Mal glich Nizza aus. Das 3:2 durch Julian Baumgartlinger markierte dann aber den Endstand. Am letzten Spieltag ging es gegen Prag um den Gruppensieg, die ebenfalls vier Mal gewonnen und einmal verloen haben. Dieser konnte mit einem nie gefährdeten 4:0 eingetütet werden. Wieder ein Mal überzeugte Bailey mit einem Doppelpack

Alles in Allem präsentierte sich die Werkself sehr überzeugend und zieht souverän in die Zwischenrunde ein. Der Ausrutscher in Prag war die Ausnahme in einer sonst makellosen Gruppenphase. Mit fünf Toren ist Leon Bailey dabei Leverkusens bester Torschütze.

TSG 1899 Hoffenheim – Endlich eine gute internationale Saison

Der dritte Anlauf der TSG im internationalen Geschäft erwies sich als die bislang erfolgreichste in der Vereinsgeschichte. Zugegeben: In der einzigen EL Saison 2017/18 kam das Aus in der Gruppenphase, ein Jahr später in der Champions League ereilte Hoffenheim mit Platz vier das gleiche Schicksal. In dieser Saison schienen aber die Gegner mit Roter Stern Belgrad aus Serbien, KAA Gent aus Belgien und Slovan Liberec aus Tschechien durchaus schlagbar. Und obwohl der Star der Hoffenheimer, Andrej Kramaric, aufgrund einer Corona-Erkrankung nur drei Spiele machen konnte, setzen sich die Kraichgauer ohne Blöße durch. Den Grundstein legte Hoffenheim mit dem 2:0-Sieg gegen die Serben von Roter Stern, Baumgartner (63.) und Dabbur (90.+3) erzielten in einem lange offenen Spiel die Treffer. Fun Fact: Florian Grillitsch wurde zur Halbzeit ausgewechselt, damit er bei der Geburt seines Kindes dabei sein konnte, herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle!

Die Auswärtsfahrt nach Gent erwies sich als äußerst Erfolgreich. Zuerst hält Oliver Baumann einen Elfmeter gegen Roman Yaremchuk, dann legten seine Kollegen vorne nach: am Ende gewann Hoffenheim mit 4:1, aufgeteilt auf die vier verschiedenen Torschützen Belfodil, Grillitsch, Gacinovic und Dabbur. Das Gegentor vom deutschen Legionär Tim Kleindienst sollte nur eines von insgesamt zwei Gegentoren der gesamten Gruppenphase sein. Auch Slovan Liberec erwies sich nicht als Hindernis, in Sinsheim gab es ein überzeugendes 5:0, in Tschechien gewann man das Rückspiel mit 2:0. Vier Siege aus Vier Spielen bedeuteten das vorzeitige Weiterkommen. Das Duell um den Gruppensieg gegen Roter Stern entwickelte sich zu einem langweiligen Kick, Endstand 0:0. Aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs  stand die TSG damit schon vor dem letzten Spieltag als Gruppensieger fest. Das letzte Spiel gegen die bereits ausgeschiedenen Belgier aus Gent entwickelte sich also zur Nebensache. Zur Vollständigkeit: Auch hier gelang wie im Hinspiel ein 4:1-Sieg.

Das erste Mal in der Vereinsgeschichte kann Hoffenheim also im Europapokal überwintern. Und das gelang auch auf eine überzeugende Art und Weise. Zu keinem Zeitpunkt musste man um das Weiterkommen bangen. Der beste Torschütze der TSG war dabei Munas Dabbur, der vier Buden erzielen konnte.

Fazit: Starke Gruppenphase der deutschen – Kann dieses Jahr der große Wurf gelingen?

Diese Saison kann man den deutschen Vertretern bislang nicht vorwerfen, dass der Wettbewerb nicht Ernst genommen wird. Sowohl Leverkusen, als auch Hoffenheim haben sich höchst überzeugend in ihren Gruppen durchgesetzt. Man muss an dieser Stelle aber zugeben, dass beide auch ziemliches Losglück hatten und schweren Aufgaben aus dem Weg gegangen sind. Ob einer von beiden den großen Wurf schafft und in das Finale von Danzig einziehen wird? Das wird ganz darauf ankommen wie sich die Favoriten in diesem Wettbewerb schlagen werden. Namen wie Tottenham, AC Mailand, FC Arsenal, FC Villareal oder Benfica Lissabon sind ebenso noch im Wettbewerb und sind als Favoriten einzustufen. Je nachdem wann man auf einen „großen Namen“ trifft kann es für beide deutsche ganz schön weit gehen. Leverkusen wird die Ambition haben besser als letzte Saison abzuschneiden, das bedeutet mindestens das Halbfinale, Hoffenheim wird wohl über jede überstandene Runde froh sein. Aber wer weiß, vielleicht erleben wir wieder magische Europa League Abende wie 2019 mit Eintracht Frankfurt …. 

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