Präzedenzfall Hopp

Veröffentlicht von JonasW am

„Das ist das ganz hässliche Gesicht des FC Bayern München.“ So kommentiert Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, die Vorkommnisse am Samstag bei der Partie gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Ich habe mich mit dem ganzen drum herum befasst und versucht verschiedene Punkte aufzugreifen, sodass auch ein umfassendes Bild gewährleistet ist.

Was war passiert?

Viele werden es wohl gesehen oder bereits davon gehört haben. Beim Auswärtsspiel in Hoffenheim haben, stand Samstagabend, zwei Ultragruppierungen des FC Bayern München Banner hochgehalten, welche sich gegen den DFB und Dietmar Hopp richteten. Die erste Spielunterbrechung gab es aufgrund eines Banners mit der Aufschrift „Alles beim Alten, der DFB bricht sein Wort, Hopp bleibt ein Hurensohn“ – eine weitere Unterbrechung gab es aufgrund eines Banners mit „Du Hurensohn“ als Aufschrift. Dort waren die Buchstaben „D“ und „H“ in hervorgehoben, welche die Initialen von Dietmar Hopp bilden.

Vorgeschichte

Am 20.12.2019 hat Borussia Dortmund bei der TSG 1899 Hoffenheim gespielt. Wiederholt gab es gegen Dietmar Hopp beleidigende Banner, nach einem Spiel im September 2018. Im November 2018 wurde vom Deutschen-Fußball-Bund eine Geldstrafe und Bewährungsstrafe ausgesprochen. Die Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro richtete sich gegen Borussia Dortmund. Anders die Bewährungsstrafe, welche sich konkret gegen die Fans richtet. Ein Zuschauerausschluss auf Bewährung wurde bis zum 30. Juni 2022 verhängt. Heißt, dass es keine Vorkommnisse mehr etwaiger Art geben darf, ansonsten wird die Bewährungsstrafe widerrufen und der Zuschauerausschluss tritt in Kraft. Nach dem Spiel im Dezember 2019, wo es weitere Vorkommnisse gab, wurde die Bewährungsstrafe am 21.02.2020 widerrufen.

Und hier sind wir jetzt bei der Problematik für die Fans. Bei einer sogenannten Kollektivstrafe. Heißt, dass auch unschuldige Fans von der Bestrafung des DFB’s betroffen sind. Der DFB hat im Jahr 2017 sich für die Aussetzung der Kollektivstrafen ausgesprochen. Eine Aussetzung – keine Abschaffung. Von vielen Medien und wahrscheinlich auch vielen Personen ist das ganze falsch wahrgenommen worden. Lediglich die FAZ hat hier die richtige Headline verfasst „Der DFB will Fans nicht mehr kollektiv bestrafen“. Der DFB hat damit die damals hitzige Stimmung deeskaliert und ist einen Schritt auf die Fans zugegangen.

Zitat der FAZ: „„Bis auf Weiteres“ wolle man „keine Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder Geisterspielen mehr“, sagte Grindel in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung des Verbandes.“
Hier das zugehörige Statement von dem damaligen DFB-Präsident Reinhard Grindel: https://youtu.be/aIm7DdrO0Bo

Der DFB gab ganz aktuell am 28.02.2020 noch eine Erklärung ab und beantwortete die wichtigsten Fragen. Nehmt euch jetzt schnell die vier bis fünf Minuten Lesezeit und kommt dann kurz wieder. Hier wird erläutert, dass der Zuschauerausschluss die letzte Maßnahme war, nachdem die zuvor verhängten Geldstrafen keinen Lerneffekt zeigten.

Verschiedene Maßstäbe

Jetzt leben wir in Zeiten von Rassismus, Sexismus und Homophobie.
Gerade der Rassismus ist in den letzten Wochen noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Gerade nach den Fällen Torunarigha, Kwadwo und Hanau. Hanau hat dabei nicht direkt etwas mit dem Fußball zu tun und wird deshalb hier nicht weiter thematisiert.

Die Fußballfans beschweren sich nun, dass in Sachen Rassismus etc. nichts passiert und wenn „ein Millionär“ beleidigt wird, ein „größeres“ Strafmaß gilt.

Der Fall Kwadwo. Leroy Kwadwo, Würzburger Kickers, wurde bei einem Drittligaspiel gegen Preußen Münster rassistisch beleidigt. Es war ein einzelner, 29-Jähriger Mann, beim Spiel, welcher sich hier gegen Kwadwo äußerte. Offiziell waren 5.457 Zuschauer. Dieser Fall ist ein perfektes Beispiel, wie das ganze auszusehen hat. Der Mann wurde während des Spiels vom Publikum identifiziert, abgeführt, wegen Volksverhetzung angeklagt und mit einem dreijährigen bundesweiten Stadionverbot belegt. Durch die Mithilfe der umliegenden Personen konnte diese einzelne Person also zur Rechenschaft gezogen werden!
Problem der Medien – darüber wurde nicht berichtet und vielleicht wissen das viele auch gar nicht. Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute!

Der Fall Torunarigha. Im DFB-Pokal, Anfang Februar, wurde auf Schalke der Herthaner Jordan Torunarigha rassistisch beleidigt. Er selbst stellte Strafanzeige gegen Unbekannt. Da es keine Ton- und Videoaufnahmen gab, da sich die feigen Hetzer in der Masse versteckten, konnte hier kein einzelner identifiziert werden. Die Frage – WO WAR HIER DAS PUBLIKUM UND HAT GEHOLFEN?
Dieser Fall ging vor das DFB-Sportgericht, wo Schalke 04 mit einer Strafe von 50.000 Euro verurteilt wurde. Dies ist übrigens die Mindeststrafe bei einem solchen Vorfall. Es ist also nicht nur der Deutsche-Fußball-Bund oder das DFB-Sportgericht gefordert, sondern auch die Zuschauer. Auch Cacau, Integrationsbeauftrager des DFB, wies darauf hin, dass es schwierig sei, den Rassismus komplett zu verbannen. Aber diesem Phänomen muss die rote Karte gezeigt werden.

Bei beiden Fällen war der DFB bemüht eine Auflösung der Geschehnisse zu erreichen. Der Fall Kwadwo konnte dank der Stadionbesucher abgeschlossen werden, bei Torunarigha leider nicht.

Kritisch muss beim DFB gesehen werden, dass Clemens Tönnies nach seiner Aussage nicht bestraft wurde und nur eigene Schlüsse zog. Grund dafür ist, dass seine Aussage als rassistisch identifiziert wurde, er selbst jedoch kein Rassist sei. Naja. Eine Strafe hätte es hier gut und gerne auch geben dürfen. Wobei sich hier die Frage stellt, ob es die Aufgabe des DFB’s ist. Schließlich war das eine Veranstaltung, die nichts mit dem Fußball zu tun hatte.

Vergleichen wir jetzt also die Fälle Rassismus und DFB/Hopp-Banner. Rassistische Fälle sind meist Einzelpersonen oder kleine Saufgruppen, die da ihre dummen Aussagen abgeben. Kommt so etwas an einen Spieler ran muss in Zukunft sofort von Zuschauern und Ordnern gehandelt werden. Ich meine, wenn ihr sowas hört müsstet ihr auch sehen, wer das sagt. Bei der Aufklärung helfen. Bei den Bannern ist klar, dass der Geduldsfaden des DFB, der Schiedsrichter und auch Vereine sehr dünn ist. Die Aktion heute bei Union Berlin war überzogen. Aber warum sollte immer nur der DFB eskalieren? In den letzten Jahren ist der Fußball-Bund immer näher an die Fans herangetreten. Aussetzung der Kollektivstrafen, das Thema Pyro wird immer weiter geprüft und mit dem HSV gab es sogar die erste legale Show und es gibt wieder Steher bei Länderspielen. Also bezahlbare Plätze. Auch die andere Seite muss deeskalierende Maßnahmen treffen.

Sexismus & Homophobie

Kommen wir noch zu den Themen Sexismus und Homophobie. Die fangen meiner Meinung nach nicht beim DFB an, sondern in der Gesellschaft. Ich mache jetzt seit vier Jahren diese Seite. Seit gut zweieinhalb Jahren gibt es hier auch die Frauen-Bundesliga. Was meint ihr, wie oft ich mir anhören muss „Frauen gehören nicht auf dem Platz, sondern in die Küche.“ Leute ganz ehrlich? Das ist nichts, womit sich der DFB beschäftigen muss, sondern jeder einzelne, wie sein Rollenbild aussieht. Selbes gilt auch für die unglaubliche Aussage von Mario Basler am Sonntag im Doppelpass. Das spiegelt übrigens die Gesellschaft wieder – Basler: „Frauen können Pyro besser verstecken“ – Das Publikum lacht. Denkt drüber nach. Da muss der DFB nichts tun, da muss jeder Einzelne etwas tun. Seinen Nachbarn auf sein Fehlverhalten hinweisen und wenn es zu extremen Ausmaßen kommt, wie es im Fall Torunarigha (Rassismus) kommt im Stadion, dann bitte Ordner oder Polizei hinzuziehen. Selbes bei Homophobie. Der Verband kann noch so viele tolerierende Maßnahmen treffen, aber wenn die Gesellschaft nicht bereit dazu ist, dann sind ihnen auch da die Hände gebunden. Hier ist nicht der DFB das Problem, sondern die Leute, welche solchen altertümlichen Denkweisen ungehindert verbreiten. Wofür der DFB sich einsetzen muss, ist eine bessere Infrastruktur im Frauen-Fußball.

Menschenrechte – Skandale

Aber der DFB soll natürlich auch nicht nur gut wegkommen. Klar ist, dass eine Weltmeisterschaft in Katar, eine gekaufte WM oder sonstige Fehltritte nicht hinnehmbar sind. Dort muss eine Aufarbeitung beim DFB stattfinden. Allerdings sind das Problematiken, welche bereits schon länger bestehen und auch strafrechtlich (gekaufte WM) verfolgt werden.

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Kategorien: Bundesliga

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